Nachdem bereits im Jahr 1997 der Bücherbus für den Stadtteil Thiede eingestellt wurde und sich mit dem Verein „Bücherfreunde Thiede e.V.“ dankenswerterweise ein mindestens gleichwertiger Ersatz gefunden hat, treffen die derzeitigen „Sparmaßnahmen“ den Stadtteil Thiede besonders hart.
Am 1. Mai diesen Jahres wurde das Städt. Hallenfreibad von der Stadt aufgegeben und wieder fanden sich engagierte Mitbürger, die sich dieser Aufgabe stellen und das Hallenfreibad in Eigenregie führen wollen. Am 4. Juni öffneten sich zum letzten Male die Türen der Verwaltungsstelle in der Dr.Heinrich-Jasper-Straße für die nahezu 11.000 Bürger des drittgrößten Stadtteils. Die fünf Mitarbeiter des Sozial- und Ordnungsamtes sind seitdem im Rathaus in Lebenstedt zu erreichen, so dass keine Personaleinsparungen verwirklicht werden, sondern nur angebliche jährliche Kosten von 50.000 Euro eingespart werden sollen. Die Stadtverwaltung ist munter dabei, ein neues Baugebiet nach dem anderen in Thiede auszuweisen. Unser Stadtteil wird also garantiert noch wachsen. Die Qualität der Infrastruktur wird jedoch im Gegenzug abgebaut – was soll das?
Obwohl noch bei der Kommunalwahl vor drei Jahren – bei einer bereits damals dramatischen Haushaltssituation der Stadt – alle Parteien den Fortbestand der Verwaltungsstelle zugesagt hatten, wandelte sich dieses Bild im letzten halben Jahr drastisch. Während in der Sitzung des Ortsrates der Ortschaft Nordost am 19. Februar noch 18 Mitglieder gegen und ein Mitglied für eine Schließung stimmte, so fiel die Abstimmung in der entscheidenden Ratssitzung deutlich anders aus. Nachdem Ortsbürgermeister und Ratsmitglied Hartmut Leopold für sich und die Thieder Ratsherren Hermann Eppers und Björn Westphal erklärte, dass sie sich gegen eine Schließung aussprechen würden, meldete sich leider niemand zu Wort, auch nicht die übrigen Thieder Ratsmitglieder und somit wurde die Schließung im Gesamtpaket der Sparmaßnahmen beschlossen. Auch der Bitte der drei Ratsherren wenigstens zu prüfen, ob ein Verwaltungsservice – in welcher Form auch immer – vor Ort möglich wäre, wurde nicht entsprochen, vielmehr wurde die Schließung der Verwaltungsstelle beschlossen. Somit müssen nun alle Bürger für sämtliche Verwaltungsangelegenheiten den Weg nach Lebenstedt antreten. Für den „Normalbürger“, der jetzt mit Auto, Bahn oder Bus zum Rathaus fahren muss, ist das nicht zu verstehen. Von Kosten und unnötigen Wartezeiten mal abgesehen. Wann merkt denn endlich jemand, dass eine Flächenstadt wie Salzgitter, die aus weit auseinander liegenden Stadtteilen besteht, nicht mit den Maßstäben für eine normal gewachsene Stadt zu betrachten ist. Hier ist vielleicht etwas mehr Fantasie gefordert. Wenn man schon sparen will, dann sollte man es vielleicht Bevölkerungsfreundlich arrangieren. Was wäre denn, wenn in den größeren Stadtteilen Salzgitters eine Art „mobile Verwaltungsstelle“ unterwegs wäre. Es könnten ein oder zwei Mitarbeiter (die ja vorhanden sind) im Rahmen einer Art Rotation im Laufe einer Woche die größeren Stadtteile anfahren und entsprechende Dienste wie in der Vergangenheit, z. B. Ausweise und Reisepässe, Kfz-Abmeldungen, Änderungen an Lohnsteuerkarten, Melde- und Sozialamtsangelegenheiten, gelbe Säcke usw. anbieten. Stattfinden könnte das ganze z. B. in einem Raum in der Polizeistation oder in einer der Schulen. Die Unzufriedenheit in der Bevölkerung ist doch kaum noch zu übersehen. Am Besten, man schafft alles ab oder privatisiert es. Dann muss man dem Bürger nur noch erklären, wofür er eigentlich noch Steuern zahlt. Die Tatsache, dass nahezu gleichzeitig ein Eisenbahnwaggon als Jugendtreff in Lebenstedt – übrigens in unmittelbarer Nähe eines bestehenden Jugendtreffs – für 130.000 Euro eingerichtet wird, macht die Situation noch unverständlicher. Das gleiche Schicksal traf in den letzten Tagen auch die Verwaltungsstelle in Gebhardshagen. Schade, dass die Stadtteile in diesem Fall so unfair behandelt werden und das Steuergelder auch in diesen Zeiten nicht immer sinnvoll verteilt werden.