Die Frage "Bin ich der Richtige?" wurde gestern von Seelsorgern in allen evangelischen Gemeinden gestellt.
In der voll besetzten Thieder St.-Georg- Kirche bejahte Pfarrer Klaus Kiekhöfer diese Frage noch – in anderem Zusammenhang – nach dem Gottesdienst: Ja, der Kirchenvorstandsvorsitzende Hans Mühe sei der Richtige, um das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland zu empfangen. Natürlich zweifle jeder, der nicht an maßloser Selbstüberschätzung leide, ob er eine so hohe Auszeichnung wirklich verdient habe, oder einer Aufgabe gewachsen sei. So wie sich Johannes der Täufer für unwürdig hielt, Jesus Christus zu taufen. "Aber mit Hans Mühe bekommt das Bundesverdienstkreuz einen Träger, der den Orden fast aufwertet", erklärte Kiekhöfer.
Bürgermeister Hermann Eppers fasste zusammen, warum er den Vorschlag des kirchlichen Seniorenkreises unterstützt habe. Seit 1972 leite Hans Mühe den Kirchenvorstand in Thiede. Damals habe er noch für die Evangelische Landeskirche gearbeitet und unter anderem Theologiestudenten wie den jungen Kiekhöfer betreut. Die Arbeit in den Kirchengemeinden hatte Mühe immer fasziniert. Deshalb ging er 1994 als Landeskirchen-Oberamtsrat vorzeitig in den Ruhestand, um seine ehrenamtliche Arbeit zu intensivieren. Seitdem sei der Seniorenkreis von 10 auf 70 Mitglieder gewachsen. Erst wenn die neuen Gemeinderäume fertiggestellt seien, können neue Mitglieder aufgenommen werden. Außerdem besucht Mühe auch Gemeindemitglieder im Krankenhaus, betreut zwei Häftlinge und leitet einen Kinderchor. Auch Ortsbürgermeister Hartmut Leopold würdigte Mühes "Hilfsbereitschaft und tiefe Menschlichkeit", die etwas Besonderes seien. "Du hast dafür gesorgt, dass viele Menschen zurück zur Kirche gefunden haben", lobte Leopold. Dass Hans-Walter Berlin und andere Mitglieder des Seniorenkreises ihn vorgeschlagen hatten, erfüllt Hans Mühe mit besonderem Stolz. "Ich hätte dennoch nicht gedacht, dass das Leben noch solche Überraschungen für mich bereithält", erklärte Mühe. Mindestens ein Zacken des Kreuzes gebühre aber auch seiner Frau Elisabeth und allen Helfern. Ohne deren Unterstützung hätte er diese Arbeit gar nicht bewältigen können.